Die internationale und unabhängige Historische Kommission, die 2016 auf Anregung des ehemaligen Präsidenten der Universität Straßburg, Alain Beretz, und des amtierenden Präsidenten, Michel Deneken, gegründet wurde, hat am 3. Mai ihren Bericht veröffentlicht. Die Aufgabe der aus 13 Wissenschaftlern bestehenden Kommission bestand darin, die Geschichte der Reichsuniversität Straßburg in den Jahren 1941 bis 1944 umfassend zu durchleuchten.
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Die Kommission sammelte, verglich und verknüpfte im Rahmen einer systematischen Analysearbeit mehr als 150.000 Seiten Archivmaterial. Dank dieser kollektiven, gemeinschaftlichen und digitalen Vorgehensweise konnten sowohl die meisten der bei der Gründung der Kommission aufgeworfenen Fragen beantwortet werden, als auch das Wissen über die Arbeitsweise der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität Straßburg und ihre Verbindungen zu anderen Institutionen erweitert sowie verschiedene Vorurteile zu diesem Thema berichtigt oder gar widerlegt werden.
Zusammengefasst hat die Arbeit der Kommission folgendes ermöglicht:
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Die Identifizierung einer Sammlung von 1.019 histologischen Objektträgern aus dem Besitz von August Hirt. Die Untersuchungen haben ergeben, dass diese histologische Sammlung keinerlei Präparate enthält, die mit kriminellen Menschenversuchen in Verbindung stehen. Die histologischen Objektträger stehen in keinerlei Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Natzweiler.
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Die Identifizierung einer makroskopischen und mikroskopischen pathologischen Sammlung. Aus den Archiven des Pathologischen Instituts geht hervor, dass einige Humanpräparate von den Doktoranden August Hirts im Rahmen ihrer Arbeit verwendet wurden. Die Autopsiebücher weisen auf einige wenige Autopsien von Kriegsgefangenen und Arbeitslagerinsassen hin.
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Die Identifizierung einer Sammlung histologischer Objektträger zu Analyse- und Lehrzwecken in der dermatologischen Klinik, die dem Betrieb des histopathologischen Labors entspricht. In ihrer Dissertation kommt Irène Goulard zu dem Schluss, dass keine kriminellen Experimente durchgeführt wurden und die Objektträger vielmehr bioptischen Ursprungs sind und diagnostischen Zwecken dienten. Von den materiellen Sammlungen einmal abgesehen, deutet eine umfassendere Analyse der zwischen 1941 und 1944 in der Klinik erstellten Dissertationsarbeiten im Bereich der Dermatologie jedoch darauf hin, dass an 130 menschlichen Versuchspersonen ohne deren Einwilligung Experimente durchgeführt wurden.
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Die Identifizierung von Opfern in der psychiatrischen Klinik. Insgesamt 12 Lebensläufe von Patienten der Psychiatrischen Klinik der Reichsuniversität werden derzeit von Lea Münch, Doktorin der Medizin und Doktorandin in Zeitgeschichte an der Universität Straßburg (Verteidigung 2023), detailliert rekonstruiert.
Die Beziehungen zwischen der Medizinischen Fakultät der Reichsuniversität und dem Konzentrationslager Natzweiler (1941-1944), die von der Historischen Kommission aufgedeckt wurden (medizinische Analysen, regelmäßige Telefonate, Verlegung kranker Häftlinge, biomedizinische Forschung im KZ Natzweiler, Errichtung einer Gaskammer auf medizinischen Wunsch ...), sind so zahlreich, dass man tatsächlich von einer gemeinsamen Geschichte sprechen kann. Entgegen dem bis dato vorherrschenden Bild eines hermetisch abgeriegelten, abgeschotteten und isolierten Konzentrationslagers in den Vogesen offenbaren diese Ergebnisse, dass dieses tatsächlich ebenso in die Organisation der Zwangsarbeit wie in das System der Gesundheitsversorgung und Rassenhygiene integriert war.
Die Universität Straßburg hat die Ergebnisse und Empfehlungen der Historischen Kommission zur Kenntnis genommen. Ihr ist bewusst, dass diese Untersuchungen einen weiteren Schritt in der Erforschung der Geschichte der Reichsuniversität darstellen. Die Universität Straßburg hat vorgeschlagen, der Gesamtheit der in drei große Bereiche (Gedenkfeiern und Gedenkstätten, Dokumentation und Forschung) gegliederten Empfehlungen durch die Einrichtung eines Informations- und Forschungszentrums auf dem Campus der medizinischen Fakultät zu entsprechen.
Um den Bericht der Historischen Kommission in seiner Gesamtheit auf Französisch einzusehen, klicken Sie hier.